Was bewegt die Bewohner/innen der Mühlviertler Alm? Was denken und erleben sie? Was ist ihnen wichtig und was macht ihnen Sorgen? Die Kundschafterin Theresa Schachinger hört hin.

Mittels Fragebögen und in Telefongesprächen fragte ich Personen, die auf der Mühlviertler Alm leben, wie sie die Situation während der Corona-Krise erleben. Die Antworten sind zum Teil ähnlich, zum Teil unterschiedlich und jedenfalls spannend zu lesen.

Anfänglich war bei den Menschen ein gewisser Schockzustand zu spüren, viele machten eine Art Ohnmachtserfahrung, weil noch keiner je so etwas erlebt hat. Zu Beginn machten sich bei selbständigen Personen Existenzängste bemerkbar, weil plötzlich Aufträge, Kundenkontakte, Termine etc. zur Gänze wegfielen. Für viele bedeutete dies ein völliger Einkommensausfall. Menschen, die im Homeoffice arbeiten bzw. schulpflichtige Kinder haben, mussten zu Hause die Technik aufrüsten, damit jede(r) einen Arbeitsplatz mit funktionierendem Internetanschluss und die notwendigen Programme hat.

Nach der Totalumstellung des privaten und beruflichen Lebens kamen die Menschen sozusagen so richtig in der neuen Situation an. Menschen im Berufsleben schätzten das entschleunigte Leben, keine (Abend)Termine, keine Staus oder lange Fahrzeiten, die gewonnene Familienzeit und die Nähe zur Natur. Letzteres spürten die Menschen ganz deutlich: Am Land fühlten sich wenige eingesperrt. Am Land kann man trotz Ausgangsbeschränkungen raus gehen – in den Garten oder auf einsamen Wegen. Für viele stieg die Bedeutung des Landlebens enorm. Eine Bewohnerin machte die Erfahrung, dass ihr leerstehendes altes Häuschen für die befreundeten Städter plötzlich interessant wurde. „Nicht eingesperrt zu sein“, obwohl man fast aller Grundrechte beraubt wurde, gewann an Bedeutung. Aus den Antworten kann ich entnehmen, dass die Menschen einen stärken Zugang zur Natur erhielten. Vielen fielen Vögel im Garten auf, die sie bisher nicht sahen. Der freie Himmel ohne Kondensstreifen der Flugzeuge wurde bemerkt.

Am Anfang nützten die Menschen die Zeit für Dinge, die sonst liegen geblieben sind. Man putzte gründlich die Wohnung, hatte Zeit zum Kochen und Backen, erstellte Fotobücher und räumte Kästen, Dachboden und Keller auf. Kraft und Vertrauen erhalten die Menschen aus der Natur, durch Meditation und Spiritualität, aus einem Urvertrauen, dass „in mir inne wohnt“, durch einen Besuch in der leeren Kirche, durch Gespräche mit Familienmitgliedern und Freunden.

Den Rückmeldungen zu folge fehlt allen Menschen der persönliche Kontakt zu Familie und Freunden. Das Telefonieren ersetzt kein Treffen mit Freunden. Das Händeschütteln und Umarmungen gehen den Menschen sehr ab. Auch ungezwungen, spontane Treffen zum Spazieren, auf einen Kaffee usw. fehlen.

Die Menschen haben, so hoffen die Rücksenderinnen des Fragebogens, für die Zukunft gelernt. Ich kann entnehmen, dass sich die Menschen wünschen, dass der bewusste Zugang zur Natur, die Wertschätzung unserer Bäuerinnen und Bauern vor Ort, die heimische Produktion von Waren aller Art usw. nachhaltig erhalten bleibt und wertgeschätzt wird.

Aber auch kritische Stimmen, wenn auch nur wenige, sind, umso länger die Krise und die zahlreichen Maßnahmen anhalten, zu hören. Es wird von Einzelnen als bedrohlich erlebt, dass scheinbar alle Menschen dem Mainstream folgen, ohne selbst die Vorgaben und Richtlinien der Regierung zu hinterfragen. Es wird alles geglaubt und sich nicht selbst ein Bild gemacht. Es werden kaum Meinungen oder auch wissenschaftliche Beweise geduldet, die von dieser Meinung abweichen. Für einzelne Personen muss der Virus für anderes „herhalten“: für ein kaputtes Finanzsystem, um Impfungen verpflichtend zu machen, um Bill Gates, der die WHO sponsert usw. Wir müssen nun alles tun, um die alte Bevölkerung zu schützen. Darüber können nun alle nachdenken: Wer möchte mit 80 Jahren völlig abgeschieden von den Angehörigen alleine in einem Zimmer liegen, von einem komplett maskierten Pflegepersonal auf das Notwendigste reduziert betreut werden und so dahin fristen? Wäre es diesen Menschen nicht vielleicht lieber ein paar Monate früher an einem Virus zu sterben (wo es doch bei weitem nicht nur Covid19 sondern viele andere bedrohliche Viren gibt)? Also wer wird durch all diese Maßnahmen wirklich geschützt? Wer profitiert vom Abstandhalten, von der Angst sich anzustecken, vom Warten auf Medikamente und Impfstoff, von der kompletten Isolation?

Vielen Menschen sind gespannt, wie es nach der Krise weitergeht. Werden wir zum Leben vor der Krise einfach so zurückkehren? Was bleibt, was geht und was kommt auf uns zu?

theresa

theresa

Theresa ist seit März 2020 Kundschafterin der Diözese Linz auf der Mühlviertler Alm und hört als solche hin, was die Menschen in der Region bewegt. Neben dem Beruf ist sie Mama, leidenschaftliche Gärnterin und Köchin und am liebsten draußen in der Natur.

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