Vor einiger Zeit ist die Jugendtankstelle mit einer Bitte auf mich zugekommen. Ich soll so eine Art Erfahrungsbericht über meine Zeit bei der Kaderpräsenzeinheit (kurz: KPE) im Kosovo für den Blog schreiben.

Nun ja, die folgenden Zeilen sind also für euch 😊

Dass ich meinen Grundwehrdienst als Soldat beim Bundesheer leisten werde, wusste ich schon als kleiner Bub. Schon im Kindergarten-Alter habe ich mich mit meinen Holz-Gewehren hinter Böschungen verschanzt und „Bundesheer gespielt“. Dieses Interesse ist im Laufe der Zeit geblieben bzw. gewachsen. Nach fünf Jahren an einer HTL mit Schwerpunkt Informatik war für mich klar, dass ich nicht sofort ins klassische Berufs-Leben einsteige, sondern erst mal was ganz anderes machen möchte, einfach mal weg vom Bildschirm. Einem Schulkollegen ging es ähnlich und so setzten wir uns einfach ins Auto, fuhren nach Wels und informierten uns in der dortigen Kaserne über die Kaderpräsenzeinheit.

Naja, die Matura in der Tasche rückte ich dann im Juli 2019 in der Kaserne Horn ein und durfte mich nach der siebenmonatigen Ausbildung als „Aufklärer“ bezeichnen. Mit diesem Ausbildungsgrad wurde ich dann in die KPE übernommen. Für eine Aufnahme in die KPE muss ein dreiteiliger Tauglichkeitstest absolviert werden – körperlich, physisch und gesundheitlich. Gemeinsam mit meiner Kompanie begann dann eine zweimonatige Vorbereitung auf den Auslandseinsatz. Diese Zeit war extrem spannend. Wir haben natürlich einsatzspezifische Übungen gemacht, z.B. richtiges Verhalten im Minenfeld, aber auch sehr viel über das Land und die Kultur selbst gelernt. Das fing an bei den geografischen und geschichtlichen Daten und ging bis zu alltäglichen Ritualen, wie der Begrüßung. Für manche mag das vielleicht übertrieben klingen, ist es aber überhaupt nicht – im Gegenteil. Auch wenn der Auslandseinsatz ein Friedenseinsatz ist, muss man sich immer bewusst sein, dass es Einheimische gibt, die sich durch den militärischen Einsatz beschützt fühlen und andere, die eben keine Freude damit haben. Da ist es logischerweise gut, wenn man so viele Fettnäpfchen wie möglich auslässt.

Am 1. April war es dann soweit – doch etwas aufgeregt bestieg ich mit meinen persönlichen Habseligkeiten die Herkules – einen Transport-Flieger des österreichischen Bundesheeres – und war somit als Teil des 42. Kontingentes AutCon unterwegs in den Kosovo.

Nach dem 2-stündigen Flug landeten wir am Militärflughafen in Pristina und wurden vom Leiter des AutCons in Empfang genommen. Danach erfolgte gleich die Containerzuteilung (ich habe mir mit einem „Kollegen“ einen 14m²-Container geteilt) und die erste Erkundung des Camps.

So ein Camp kann man sich als eine Art Dorf vorstellen, es gibt die Büro- und Wohn-Container der einzelnen Kontingente, eine Einkaufsstraße, Bars und Restaurants, ein Fitnessstudio, etc. Die Ausstattung ist deshalb so umfangreich, weil man das Camp nur zur Erfüllung einer Mission verlassen darf und sich der Alltag im Camp abspielt.

Sonntagabends wurden immer die auszuführenden Missionen der kommenden Woche besprochen. Auf einer Tafel konnte man ablesen, wer für welche Missionen eingesetzt wurde und was zu tun ist, etc. Die Aufgabe unserer KPE lag darin, entsprechend unserer Ausbildung als Aufklärer, Informationen und Beobachtungen einzuholen, diese zu dokumentieren und darüber Meldung an die Kosovo-Forces zu machen. Das waren zum Beispiel Erkundungsflüge über bestimmte Gebiete oder die Beobachtung eines Grenzübergangs.

 

Dazu sollte man wissen, dass der Auslands-Einsatz im Kosovo eine NATO-Mission ist, welcher seit 1999 von Österreich unterstützt wird. Da Österreich „neutral“ ist (sich also in keine aktiven Konflikte zwischen Völkern einmischen darf), darf das österr. Bundesheer nur Aufgaben in Friedenseinsätzen übernehmen. Gemeinsam mit vielen anderen Ländern, wie Kanada, Schweiz, Italien, Griechenland, USA… bildet Österreich die Kosovo-Forces – sozusagen eine internationale Friedenseinheit – um Sicherheit und Frieden in einem politisch instabilen Land zu gewähren. Die Kosovo-Forces haben im Kosovo mehrere Camps, welche über das ganze Land verteilt sind.

Natürlich darf man nicht vergessen, dass der Einsatz im Kosovo nur ein Drittel der Zeit bei der KPE ausmacht. Vorausgesetzt man zieht die gesamte Dauer des Vertrags durch, absolviert man in drei Jahren zwei Auslandseinsätze, was schon eine ziemliche Zeit ist. Dessen muss man sich einfach bewusst sein. Die restliche Vertragszeit leistet man im Inland. Im Gegensatz zu einem Grundwehrdiener macht eine KPE-Einheit auch Übungen mit anderen Armeen, in meinem Fall mit Deutschland. Es kann aber auch sein, dass du dich auf einer Grenze in Österreich wiederfindest und dort unterstützend mitwirkst. In letzter Zeit hat uns auch Corona viel beschäftigt, so musste die 1. AufklKp bei den Massentests mithelfen. Die meiste Zeit im Inland wird jedoch für Aus- und Weiterbildung verwendet und dort fällt aufgrund jährlicher Neuanschaffungen im Sektor Ausrüstung und Geräte immer einiges an.

Rückblickend gesehen habe die Verpflichtung, trotz mancher „schwierigerer“ Tage nie bereut. Sicher habe ich mir öfter die Frage gestellt, wie sinnvoll es ist, bei einer Übung stundenlang mit Platzpatronen im Gewehr, in einem Schlammloch zu liegen, wobei man fast erfriert. Aber genau solche Momente bleiben in Erinnerung und werden in der Kaserne oft mit den Kameraden nachbesprochen. Die schönen Momente wie die Kameradschaft, vermisste ich erst als ich schon aufgehört hatte. Einerseits bin ich schon froh wieder mehr Zeit zuhause zu verbringen, nicht mehr jeden Tag an seine körperlichen Grenzen gehen zu müssen, andererseits fehlen auch irgendwie die gemeinsamen Märsche.

 

Dennoch war die Zeit beim Heer keinesfalls eine verlorene, im Gegenteil, ich habe mir einiges mitnehmen können. Eine Jacke, Schuhe und natürlich Socken. Nein Spaß, ich mein natürlich persönlich😉. Mein Kleiderschrank ist seitdem so sauber wie nie zuvor, Sachen, die ich nicht so gerne erledige, werden einfach ohne große Ausreden erledigt und der Umgang mit fremden Personen fällt mir jetzt auch um einiges leichter. Sozusagen kann ich sagen, dass ich echt froh bin, diese Erfahrung gemacht zu haben.

Bilder: Die Bilder sind von www.pixabay.com und dienen als Symbolfotos. Zwischen den Bildern und dem österreichischen Bundesheer bzw. deren Arbeit besteht kein Zusammenhang.

philipp

philipp

Wenn Philipp an seine Freizeit denkt, steht bei ihm Sport an erster Stelle. Wobei ihm aber auch die Zeit mit Freunden sehr wichtig ist - am besten in Kombi ;-). Naja und Uniformen findet er richtig cool!

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